Viele Dinge in unserem Leben vermögen wir zu ändern. Gewiss, aber es gibt auch Unmöglichkeiten. Denn niemals sind wir in der Lage gesprochene oder geschriebene Worte zurückzunehmen. Das bedeutet nicht, dass man sich nicht für seine Worte entschuldigen kann. Das bedeutet auch nicht, dass man ein Wagnis der schönen Worte nicht bereuen kann, weil die Gegenliebe fehlt. Nein, es bedeutet in beiden Fällen lediglich, dass das Wort Bestand hat, sobald es im Raum steht. Es ist dann unabänderbar.
Ob wir mutig, wütend, glücklich oder traurig sind. Haben wir es ausgesprochen, gibt es keine Delete-Taste.
Kommunikation funktioniert nur mit Sender und Empfänger. In der Konsequenz impliziert das bestenfalls nichts anderes, als dass sich der Sender für seine Worte entschuldigen bzw. seine Worte relativieren oder sie vielleicht noch anders erklären kann.
Unweigerlich wird es allerdings immer sowohl dem Sender als auch dem Empfänger abverlangt, wie er damit umgeht. Worte hinterlassen Spuren.
Wer meint, nur der Empfänger hat mit den Worten umzugehen, der gibt sich einem Trugschluss hin. Für den Sender ist es oft ebenso herausfordernd, sich mit seinen eigenen Worten auseinanderzusetzen. Ob Bedauern einerseits, Enttäuschung, Wut oder Verletzung andererseits. Ob Freude oder Frustration. Die Facetten der Gefühle sind auf beiden Seiten grenzenlos und liegen in uns selbst, hervorgerufen durch die eigenen oder die Worte des anderen.
Die optionale Entscheidung, bspw. eine Entschuldigung anzunehmen, gebührt natürlich dem Empfänger. Ihm obliegt es, aus der Natur der Sache heraus in die Replik zu gehen. Nur trifft jede Erwiderung das gleiche Schicksal. Tatsache ist, beide Seiten haben sich mit den Worten auseinanderzusetzen, jede auf die ihr eigene Art und Weise.
Verziehen, aber nicht vergessen. Verstanden, aber nicht gewollt. Mutig, aber abgewiesen.
Daraus resultierende Verletzungen können also vergeben werden (man kann auch sich selbst vergeben), sind deshalb aber ebenso wenig ungeschehen zu machen wie die dazu gehörenden Worte.
Vielleicht ist es die Kunst im Leben, in diesem Bewusstsein sorgsamer mit den eigenen Worten umzugehen, um zu vermeiden, was nicht ungeschehen gemacht werden kann.
Take Care
Annette
